Fast 85 Jahre lang wurden bei der Walldorfer Feuerwehr alle Gerätschaften per Hand, mit dem Pferd oder mit zivilen Fahrzeugen transportiert und gezogen, wenn ein Alarm die Einsatzkräfte ausrücken ließ. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde das erste motorbetriebene Löschfahrzeug beschafft, um dem Stand der Technik zu folgen.

Am 17. August 1949 wurde ein Opel Blitz 1,5t Fahrgestell mit der Fahrgestellnummer 19680 bei der Adam Opel AG in Rüsselsheim abgenommen und zum weiteren Ausbau zur Firma Carl Metz nach Karlsruhe gebracht. Der Motor war ein 2,5L 6 Zylinder mit 55 PS, das Fahrgestell kostete 6780,- DM. Bereits am 14. September 1949 bescheinigte die Firma Carl Metz auf das Fahrgestell einen Aufbau zu einem Löschfahrzeug LF8 aufgesetzt zu haben. Laut Typenschild in der Fahrertür erhielt das Löschfahrzeug die Aufbaunummer LF8-30281-11. Ebenfalls vermerkt ist eine Vorbaupumpe MVP8.

Am 20. Februar 1950 erfolgte die Zulassung des Fahrzeugs beim Landratsamt Heidelberg auf die Stadtverwaltung Walldorf – Freiw. Feuerwehr. Als Adresse war schlicht und einfach das ‚Spritzenhaus‘ im Fzg.Brief vermerkt. Das Kennzeichen lautete AW-68 5733 und stand für Amerikanische Besatzungszone Württemberg – Heidelberg Land (68). Am 11. November 1957 wurde das Kennzeichen in HD-AZ 144 geändert und im Laufe der Zeit entwickelte sich der Spitzname ‚Mathilde‘ für dieses erste Löschfahrzeug innerhalb der Wehr. Bis 1970 war ‚Mathilde‘ als Löschfahrzeug im Dienst, 1970 wurde sie von dem Hanomag LF8 abgelöst. Danach diente ‚Mathilde‘ noch gelegentlich als Mannschaftswagen, 1976 wurde sie abgemeldet, da der Zustand sehr zu wünschen übrig ließ.

Am 22. Mai 1978 wurde Mathilde innerhalb Walldorfs in private Hand verkauft und in der folgenden Zeit weiterhin erhalten. Im Januar 1996 kam sie nach 18 Jahren in Privatbesitz als Spende wieder zur Feuerwehr Walldorf zurück. Mehrere kleinere Instandhaltungsarbeiten wurden seit dieser Übergabe durchgeführt, um den Opel Blitz fahrtauglich zu halten. Auch eine Lackierung erfolgte in Eigenleistung, um den verwitterten Lack aufzupeppen. Der Aufbau, das Fahrwerk und die Elektrik waren nach sechseinhalb Jahrzehnten allerdings an einigen Stellen sehr marode und benötigten einige Zuwendung. Eine kleine Gruppe interessierter Feuerwehrmänner beschloss deswegen Ende 2013 einige aufgestaute Wartungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen, um das alte Löschfahrzeug rechtzeitig zum 150. Jubiläum der Feuerwehr Walldorf und zum 65. Jubiläum der Erstzulassung wieder flott zu machen.


Nach 65 Jahren in altem Glanz
Um den angesprochenen Plan in die Tat umzusetzen, wurden im Zeitraum zwischen Dezember 2013 und Januar 2015 an Eigenleistung ca. 700 Arbeitsstunden und über 50 Stunden für Recherche, Teilebesorgung und Transportfahrten investiert. Lediglich die Überholung der Blattfedern und des Vergasers und die Lackierung wurde Experten überlassen. Instandgesetzt wurden unter anderem schadhafte Stellen am Holzrahmen, die gesamte Elektrik, diverse Roststellen, die Holzvertäfelung im Innenraum, Bremsen, die Geräteraumausbauten und vieles mehr. Ein wichtiger Teil war auch die Instandsetzung der alten Sirene, die wie eine Eieruhr aufgezogen werden muss. Das Ziel war den originalen Zustand so gut wie möglich abzubilden, also wurde das Fahrzeug in der alten Farbkombination rubinrot/moosgrau lackiert und erhielt auch das rekonstruierte alte Türwappen mit der knappen Beschriftung ‚Stadt Walldorf‘. Durch diese Arbeiten kann der alte Blitz weiterhin den damaligen Stand der Feuerwehrtechnik aufzeigen und zu besonderen Anlässen ausrücken. Hoffen wir auf eine allzeit unfallfreie Fahrt.