Am langen Wochenende Ende April/Anfang Mai machte sich eine Gruppe aus Walldorf früh morgens auf den Weg in den hohen Norden. Das erste Ziel der Reisegruppe war die Technik und Umweltschutzwache der Berufsfeuerwehr Hamburg im Hafengebiet. Martin Wessel, ehemaligen Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Kronshorst und amtierenden Gemeindewehrführer der Gemeinde Brunsbek empfing die Besucher aus dem Süden und erläuterte zunächst einige organisatorische Feinheiten der Wache. Er selbst ist hauptamtlich bei der Berufsfeuerwehr Hamburg und auf dieser Wache stationiert. Er führte die Feuerwehrlaute aus Walldorf durch die Hallen und erklärte den auf die technische Rettung und Gefahrgutlagen fokussierten Schwerpunkt dieser Spezialwache. Löschfahrzeuge sind hier nicht vorgehalten, dafür Sonderfahrzeuge wie Wechsellader, ein 54m Teleskopmast, ein schwerer Kranwagen sowie auf Gefahrgutmessungen spezialisierte Fahrzeuge. Wechsellader, die in Walldorf seit wenigen Wochen im Dienst sind, sind in Hamburg seit Jahrzehnten Stand der Dinge. Entsprechend interessiert wurden die unterschiedlichen Abrollbehälter, die der zweitgrößten Berufsfeuerwehr Deutschlands zur Verfügung stehen, besprochen. Kurz bevor die Besuchergruppe wieder aufbrach, kehrte auch ein Umweltschutzfahrzeug von einem Einsatz zurück und machte den Auftrag dieser Wache deutlich.
Hamburg und Walldorf haben eine historische Gemeinsamkeit, denn beide Städte mussten im 19. Jahrhundert einen großen Brand erleben. In Walldorf 1858, in Hamburg 1842. Was sich in diesen Tagen in Hamburg ereignete, konnte bei einer eigens darauf ausgerichteten Stadtführung erlebt werden. ‚Sprützen Drücker‘ Botterbloom der 11. Sprützeneinheit hatte den Brand über Tage hinweg bekämpft und erklärte den Besuchern den Brandverlauf und die ergriffenen Maßnahmen aus erster Hand. Die Anstrengung der Brandbekämpfung unter damaligen Verhältnissen war ihm noch ins Gesicht geschrieben. Bei Hamburger Schietwetter war leider etwas Durchhaltevermögen gefragt, aber das Interesse war größer. Den Abschluss bildeten praktische Darstellungen des Feuersturms in den damals schmalen Gassen.
Am zweiten Tag stand das Erlebnis eines ostfriesischen Volkssports auf dem Plan. Gemeinsam mit einigen Freunden aus Kronshorst wurden die Arme aufgewärmt und die Gesichter eingecremt, um zu boßeln. Mitten im Alten Land, dem größten zusammenhängenden Apfelanbaugebiet Nordeuropas süd-westlich von Hamburg, traten zwölf Teams bei strahlendem Sonnenschein gegeneinander an. Ziel ist es eine festgelegte Strecke mit möglichst wenigen Würfen einer Gummikugel zu absolvieren. Neben Gefühl war aber auch Glück notwendig, dass die Kugel möglichst weit rollte.
Im Anschluss an diese ‚Teambuilding Maßnahme‘ zwischen den befreundeten Feuerwehren konnte Dank guter Fürsprecher eine weitere nicht alltägliche Feuerwehrtechnik besichtigt werden, die Branddirektor Westphal im Hamburger Hafen, das modernste Feuerlöschboot Europas. Mit einer Verdrängung von über 500t und 43,5m Länge ist es doch etwas größer als die Walldorfer Nussschale. Die Pumpenleistung von 120.000L/min ist so enorm wie 60 Walldorfer LF20. Die nette Besatzung von nur vier Personen schilderte den Einsatzdienst auf diesem Boot und die Besucher stellten viele Fragen zu diesem besonderen ‚Fahrzeug‘.
Der dritte Tag der Reise stand ganz im Zeichen der Partnerschaft zur Freiwilligen Feuerwehr Kronshorst, ca. 25km östlich von Hamburg. Das Maifest am Feuerwehrhaus ist eine feste Größe im örtlichen Terminkalender und so durften die Feuerwehrleute aus dem Süden nicht fehlen, als der Maibaum gestellt wurde. Begrüßt wurden die Gäste aus der Astorstadt auch von einem Storchenpaar, das auf dem Gelände des Kronshorster Feuerwehrhauses sein Nest bezogen hat.
Am Ende bleiben viele interessante feuerwehrtechnische Erfahrungen wie auch freundschaftliche Erlebnisse von diesem gelungenen Wochenende hängen. Ein Dank geht an alle Organisatoren und Mitwirkende, die diesen Mix aus Weiterbildung und Kameradschaftspflege über die Landesgrenzen hinweg möglich gemacht haben.