Stark deformierte Fahrzeuge und schwer eingeklemmte Personen sind dank immer stabilerer Fahrzeugkarossen glücklicherweise in der heutigen Zeit seltener als noch vor vielen Jahren. Trotzdem stehen gerade Feuerwehren mit Autobahnabschnitten im Einsatzgebiet immer wieder vor unterschiedlichsten Aufgaben der technischen Hilfeleistung.
Am letzten Septemberwochenende stand deswegen das Thema Kettenrettung bei Verkehrsunfällen im Fokus einer praktischen Fortbildung. Gemeinsam mit den externen Ausbildern Thomas und Florian von Heavy Rescue Germany startete die Ausbildung zunächst aufbauend auf vergangenen Übungen (Übung der Rüstgruppe mit Zugeinrichtungen – Feuerwehr Walldorf) mit theoretischen Grundlagen zum Einsatz von Ketten im Rettungseinsatz. Fahrzeugpositionierung, Anschlagmittel, geeignete Anschlagpunkte am Unfallfahrzeug und am Einsatzfahrzeug, entstehende Kräfte, welche Bewegungen sind zu erwarten oder welche Abfolge an Schritten muss man vorausplanen – alles Gedanken, die man sich vor dem Einsatz von Ketten und Zugeinrichtungen machen muss, um eine gute Lösung für die verunfallten Personen zu finden.
Durch Andreas Schuppe (Schuppe GmbH) mittels Bagger realistisch deformierte Unfallfahrzeuge stellten die Übungsteilnehmer vor verschiedene Aufgaben, die alle zum Ziel hatten, eine möglichst zügige Öffnung zur Befreiung von Personen zu erzielen. Teilweise waren Übungspuppen durch einen frontalen Aufprall im Fußraum eingeklemmt, aber auch ein Szenario mit seitlichem Einschlag gegen einen Baum wurde beübt und anschließend detailliert besprochen. Bei allen Lagen wurden durch gezieltes Anschlagen von Ketten und Zugeinrichtungen (Seilwinde, Mehrzweckzug) die Deformationen so weit zurückgezogen, dass der Zugang zu den Übungspuppen frei wurde. Je nach Lage kann dies schneller erfolgen als mit klassischen hydraulischen Geräten wie Spreizer oder Rettungszylinder. Bei der Nachbesprechung waren sich alle Teilnehmer einig, dass diese neuen Erfahrungen sehr wertvoll sind, um im Einsatzfall ein breiteres Repertoire an Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben. Denn dass dies jederzeit notwendig sein kann, zeigte eine Alarmierung noch während des verdienten Mittagessens, als das Stichwort „Verkehrsunfall – BAB5 in Richtung Karlsruhe“ die Einsatzkräfte zwischenzeitlich in eine reale Lage versetzte (Einsatz 203). Glücklicherweise war keine Rettung von Personen nötig, sodass die Ausbildung am Standort zügig weiterlaufen konnte.
Vielen Dank an die Ausbilder für den kurzweiligen und informativen Tag sowie an Andreas Schuppe für die Unterstützung mit den Übungsfahrzeugen.